Sonntag, 31. Januar 2010

Jüdische Kapos vor israelischen Gerichten

B"H

Die Tageszeitung MAARIV brachte in ihrer Freitagsausgabe (29. Januar 2010) einen seitenlangen Artikel zum Thema "Kapos in Israel".
Äußerst lesenswert !

Man kann im Internet einiges zum Thema finden. Auf Youtube hingegen fand ich kaum etwas, außer dem Gerichtsprozess der Mörder von Bergen - Belsen (SS - Offiziere und Kapos zugleich).

Wie aber war das mit den jüdischen Kapos ?  
Jenen, die nach der Schoah nach Israel einwanderten, doch die zur NS - Zeit mit den Nazis zusammengearbeitet hatten. Juden, die den Nazis willige Helfer waren, gab es anscheinend genug. Angefangen von denjenigen, die andere Juden an die Gestapo verrieten, um sich ihr eigenes Leben zu sichern, über Rudolph Kasztner von der Jewish Agency bis hin zu jenen Kapos, die in den KZs brutal auf ihre jüdischen Mitgefangenen einschlugen.

So mancher Kapo, der nach dem Krieg in den jungen Staat Israel einwanderte, dachte, er sei ungeschoren davongekommen. Nicht wenige von ihnen bewarben sich auch in Israel bei der gerade ins Leben gerufenen Polizei. Und nicht wenige wurden von ehemaligen Häftlingen auf der Straße erkannt. So berichtete die Tageszeitung HAARETZ im Januar 1946 von einem Vorfall in Tel Aviv: 

Gegen 12.30 Uhr mittags stürzten sich mehrere Leuten auf einen elegant gekleideten jungen Mann. Tatort: Ecke Allenby / Ben Yehudah Street.
Der Mann wurde verprügelt und als "Mörder" beschimpft. Schliesslich gelang es dem Mann zu entkommen. Der Polizei erklärte man, dass der Mann im Ghetto Ostrovitch mit der Gestapo zusammengearbeitet habe.

Kaum waren die Holocaust - Überlebenden den Schrecken der Vernichtungslager entkommen, konnte es ihnen passieren, dass sie ausgerechnet in Israel ihrem einstigen Kapo mitten auf der Straße gegenüberstanden.

In den Jahren zwischen 1950 - Anfang der 60iger Jahre fanden in Israel ca. 40 Kapo - Prozesse statt. Nicht nur Kapos, sondern auch denjenigen, die dem NS - Regime willig waren. 
Juden wohlgemerkt.
Der letzte Kapo - Prozess fand im Jahre 1971 gegen eine Frau statt, die in einem KZ auf deutschem Boden eingesetzt worden war.

Die Mehrheit der Angeklagten wurde relativ mild abgeurteilt. Für brutale Stockschläge an Hunderten Gefangenen kamen jüdisch - israelische Kapos mit ein paar Monaten Gefängnis (in Israel) davon. Gerade so als fände man das Thema zu lästig. Der junge Staat Israel wollte die Holocaust - Überlebenden in der Opferrolle und nicht genauso als Helfer (Kapo, Ghettopolizist oder Judenratsmitglied) des NS - Regimes. Man schaue auf Rudolph Kasztner, der einen Zug für mehr als 1000 ungarische Juden in die Schweiz organisierte, doch sich zum willigen Helfer Eichmanns und anderen machte. In Israel machte Kasztner nach dem Krieg Politkarriere, doch jene Ungarn, die wussten, um wen es sich bei ihm handelte, machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Kasztner wurde verurteilt, aus Rache auf offener Straße erschossen und ein Jahr danach wieder freigesprochen.

Die ehemaligen Kapos selber rechtfertigen sich bis heute und sie finden willige Zuhörer. Man habe das Leben und das der Familie retten wollen. "Was hätte ich denn machen sollen, wenn der SS - Offizier mir droht, meine Mutter zu erschiessen ? Was hättet Ihr da gemacht ?"
So lauten die Klagen und man könnte glatt ins Grübeln kommen.
Ferner verheißt es, dass man durch die Schläge am Häftling Schlimmeres verhindert habe. Vielleicht hätte die SS denjenigen ja noch brutaler verprügelt und außerdem haben Kapos auch andere Juden gerettet".

Vergessen wird, dass es immer darauf ankommt, wie man seinen "Job" ausführt und genau dabei zeigten viele der jüdischen Kapos keine Gnade. Rabbi Mordechai Machlis aus Jerusalem (gebürtig und aufgewachsen in New York) berichtete die Story von einem Bekannten, dessen Vater im Vernichtungslager Auschwitz von einem jüdischen Kapo grundlos grün und blau geschlagen wurde, ohne dass ein SS - Mann dabeigewesen war.

Vorfälle dieser Art gab es sicher zuhauf und kaum ein Kapo kann freigesprochen werden. Bis heute ist das Thema in Israel nicht sehr populär und man schweigt. Auch bleiben die Kapo - Akten noch lange unter Verschluss, denn viele Nachkommen wissen gar nicht, was der Opa oder die Oma da so im KZ trieben. Man wolle keine Familien zerstören, so heißt es. An die Opfer wird weniger gedacht und nicht wenige Male wurden in Israel JUDEN vor Gericht zu Schuldigen gemacht. Der Kapo kam heil davon, denn schnell sollte alles unter dem Teppich verschwinden.

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